Checkliste „Unterstützung seitens der Unternehmen für individuelle Weiterbildung von Arbeitnehmenden“

1. Grundsätzliches

  • Eine Weiterbildung muss von einem Arbeitgeber nur dann unterstützt werden, wenn sie für die Ausübung des Berufs notwendig ist. Eine Notwendigkeit ist nur dann gegeben, wenn die Weiterbildung gesetzlich vorgeschrieben ist oder vom Arbeitgeber verlangt wird.
  • Solange ein Arbeitgeber eine Weiterbildung nicht unterstützt, muss er diese auch nicht genehmigen, solange keine Beeinträchtigung der Arbeitsleistung zu erwarten ist. Dies bedeutet, dass ein Arbeitnehmer seine Vorgesetzten nicht über eine berufsbegleitende Weiterbildung informieren muss.
  • In vielen Unternehmen gibt es Regelemente bezüglich der individuellen Weiterbildung von Arbeitnehmenden. Diese sollten den Arbeitnehmenden bekannt sein.
  • Unternehmen unterstützen Weiterbildungen, wenn sie die aktuelle und/oder die zukünftige Arbeitsleistung der Arbeitnehmenden verbessern. Deshalb sollten sich die Arbeitnehmenden intensiv mit der Unternehmensstrategie beschäftigen.
  • Die Arbeitnehmenden, welche um Unterstützung seitens des Unternehmens bitten, müssen selber von der Weiterbildung völlig überzeugt sein. Für die Verhandlung mit den Vorgesetzten sind sie sehr gut vorbereitet und dokumentiert.

2. Wovor haben Unternehmen Angst bei der Unterstützung von Arbeitnehmenden?

  • Die Arbeitnehmenden leisten während der Weiterbildung weniger als vorher
  • Hohe Kosten der Weiterbildung, an welchen sich die Unternehmen beteiligen sollen.
  • Die Arbeitnehmenden stellen nach der Weiterbildung Forderungen nach einer Lohnerhöhung.
  • Die Arbeitnehmenden kündigen nach Abschluss der Weiterbildung.
  • Die Arbeitnehmenden kündigen sofort, wenn sie bei ihrer Weiterbildung vom Unternehmen nicht unterstützt werden.
  • Einige Vorgesetzte fürchten um ihre eigene Stellung im Unternehmen, weil sie Angst haben, dass ein Mitarbeiter plötzlich höher qualifiziert ist wie sie selber

3. Wie können die Ängste der Unternehmen reduziert werden?

  • Bekenntnis zum eigenen Unternehmen.
  • Den Willen, das neue Wissen und die neuen Fähigkeiten zum Wohl des Unternehmens einzusetzen:
    • Unterstützung bei der Umsetzung der Unternehmensstrategie
    • Verbesserung der eigenen Arbeitsleistung
    • Bestehende Probleme reduzieren
  • Die Bereitschaft, sich für 1-2 Jahre beim Unternehmen zu verpflichten, wenn der Arbeitgeber die Weiterbildung unterstützt. Bei einer vorzeitigen Kündigung des unterstützten Arbeitnehmers muss ein Teil des finanziellen Beitrags des Unternehmens vom Arbeitnehmer zurückbezahlt werden.

4. Wie kann ein Arbeitgeber eine Weiterbildung seiner Mitarbeitenden unterstützen?

  • Finanziell
    • Durch eine Beteiligung an den Weiterbildungskosten
    • Durch eine Lohnerhöhung oder Prämie, welche nach einem erfolgreichen Abschluss der Weiterbildung ausbezahlt wird.
  • Zur Verfügung stellen von Arbeitszeit
    • Bei reduziertem Lohn
    • Bei gleichbleibendem Lohn
  • Wissen
    • Wissen zur Verfügung stellen, welches im eigenen Unternehmen vorhanden ist.
    • Nachhilfeangebote
  • Praxis-Beispiele
    • Das eigene Unternehmen kann für Aufgaben (Reflexionsberichte, Semester- oder Diplomarbeiten) verwendet werden.
  • Die Möglichkeit, innerhalb der beruflichen Praxis auf der Basis des neu erworbenen Wissens vom Arbeitgeber bestätigte Erfolgsstorys zu erarbeiten, welche den Bewerbungsunterlagen beigelegt werden können.
  • Berufliche Perspektiven im eigenen Unternehmen bieten
  • Unbezahlter Urlaub

5. Vorteile der Weiterbildung für das eigene Unternehmen kommunizieren

  • Neues Wissen
    • Was nützt das neue Wissen dem Unternehmen?
  • Neue Kompetenzen
    • Was nützen die neuen Fähigkeiten dem Unternehmen? Können mit den neuen Kompetenzen erfolgsversprechende Strategien entwickelt, neue Kunden gewonnen, Arbeitsschritte verbessert oder Kosten eingespart werden?
  • Neue Ideen zur Verbesserung der aktuellen Situation im Unternehmen
    • Durch die Wissensvermittlung mit Praxis-Beispielen im Unterricht oder durch Gespräche mit Lehrgangsteilnehmenden entstehen oft neue Ideen, welche den Erfolg des eigenen Unternehmens verbessern können.
  • Das Unternehmen kann besser auf Veränderungen und Trends im Markt reagieren und Chancen nutzen.
  • Neue Beziehungen
    • Während der Weiterbildung werden Beziehungen zu Lehrgangsteilnehmenden aufgebaut, welche für das eigene Unternehmen nützlich sind: Beziehungen zu potentiellen Kunden, Kooperationspartner oder Lieferanten.
  • Die Arbeitnehmenden schätzen die Unterstützung seitens des Unternehmens, was zu einer höheren Mitarbeitermotivation und Loyalität gegenüber dem Unternehmen führt und die Mitarbeiter-Fluktuation senkt.
  • Die Vorteile immer mit konkreten Beispielen verknüpfen, welche zum eigenen Unternehmen passen.
  • Wenn möglich die Vorteile mit aktuellen Fakten aus Studien oder durch Erfolgsgeschichten von Absolventen eine Weiterbildung untermauern.

6. Argumente für eine Unterstützung der Weiterbildung durch das Unternehmen

  • Ängste des Arbeitgebers reduzieren (siehe Punkt 3.)
  • Vorteile für das Unternehmen hervorhheben (siehe Punkt 5.)
  • Den persönlichen Einsatz und die eigene Motivation betonen:
    • Schulung ausserhalb der Arbeitszeiten – Grosse Investition seitens des Arbeitnehmenden ohne das berufliche Engagement zu tangieren.
    • Die Bereitschaft, neue Aufgaben mit einer grösseren Verantwortung zu übernehmen.
    • Die Bereitschaft, das neu erworbene Wissen mit dem eigenen Team zu teilen.
    • Das persönliche Ziel, bereits während der Weiterbildung neue Ideen für interne Optimierung im eigenen Unternehmen vorzuschlagen und umzusetzen.
    • Eigene Kompromisse wie ein Verzicht auf eine Lohnerhöhung für eine bestimmte Zeit.
    • Durch eine Unterstützung seitens des Arbeitgebers ist der Mitarbeitende zusätzlich motiviert und bereit, einen Sondereinsatz zu leisten.

7. Reaktion auf einen negativen Bescheid seitens des Unternehmens

  • Verständnis zeigen, auf keinen Fall beleidigt reagieren.
  • Begründung erfragen.
  • Sollte lediglich eine finanzielle Beteiligung nicht möglich sein die zeitliche Unterstützung oder eine andere Unterstützungsart ins Spiel bringen (siehe Punkt 4.).
    • Eine zeitliche Entlastung kann sich auch auf die Phase der Prüfungsvorbereitung beschränken, beispielsweise drei Monate vor der Abschlussprüfung erhält der Mitarbeitende einen halben Tag frei.